Dienstag, 16. September 2014

25 Jahre Karate Wadokai Dresden e.V.

Am 13. Mai berichteten wir vom bevorstehenden Jubiläum eines der "dienstältesten" Karatevereine in Dresden. Nun ist dieses Geschichte und doch nur fast. Ganz am Schluss komme ich noch einmal darauf zurück.

Am 13. September 2014 nun veranstalteten wir den Jubiläumslehrgang mit anschließender Feier an einem der schönsten Orte für eine solche Gelegenheit mitten in der Innenstadt von Dresden. Doch bevor wir davon berichten noch ein paar Sätze zur Geschichte des Vereins.

Wer sich mit der Karategeschichte rund um die Jahre 1989 / 1990 und davor noch in der DDR, beschäftigt, stößt auf eine bewegte Zeit. Bereits einige Jahre vor dem alles veränderndem Jahr 1989 fanden sich ein paar Unentwegte, denen das Angebot von olympischen Judo, Ringen und Boxen nicht unbedingt genügte, man wollte Karate lernen. Um den damals ungefähr knapp 20jährigen Dresdner Raffael Platzer scharte sich dann eine Gruppe, zu der zum Beispiel Wanka Schuster (heute Trainer in Meißen) und André Lischner gehörten. Damals trainierte man sozusagen in der freien Wildbahn und gründete Pseudosportgruppen in Betriebssportgemeinschaften, deren Vorstände es damit nicht so genau nahmen. Woher nahm man aber die Trainer?

Kontakte entstanden zum Beispiel nach Potsdam zu Martin Tauscher, dessen Verein NIPPON Potsdam eine ähnliche Geschichte erzählen kann. So kam man dann zu Peter Wirbeleit, einem Westberliner Karatelehrer, der es auf sich nahm, auch nach Dresden zu fahren und dabei oft einen nur scheinbar unsichtbaren, hinter ihm einherfahrenden Begleiter dulden zu müssen. Solche subversiven Tätigkeiten wie Karate wurden natürlich überwacht. Peter Wirbeleit und später Fodé Cissé, auch ein Steven Cotton waren denn auch über mehrere Jahre hinweig gern begrüßte Trainer auf vielen Lehrgängen des Vereins.

(Peter Wirbeleit & Angela Stelzer im Zeltlager 2000)


Frau Dr. Elke von Oehsen erinnert sich in ihrer am 13.09.2014 leider nicht gehaltenen Rede:


Bremen 1991 ?
"Ich erinnere mich noch sehr genau, als auf dem Osterlehrgang 1990 in Bremen plötzlich Raffael Platzer mit ein paar Leuten anreiste, um mit zu trainieren.
Wir waren doch alle ziemlich erstaunt über diese Resonanz und den Elan zur damaligen Zeit, sich aus dem Osten auf den Weg zum Lehrgang nach Bremen zu machen. 




Sachsen in Bremen aber 1999
Angefangen hatte das Ganze schon lange vorher, weil bereits auch in der DDR Karate betrieben wurde, vor allem unterstützt vom Berliner Karate Verband, d.h. von Peter Wirbeleit und Fodé Cissé. Der Berliner Karate Verband hatte auch daran mitgearbeitet, dass die Satzung in Sachsen dann analog zu den DKV-Vorgaben erstellt wurde, was die Integration und Zusammenarbeit mit dem DKV sehr vereinfacht hat und so wurde Sachsen als einer der ersten Ost-Landesverbände in den DKV aufgenommen."

Kurz gesagt, der eigentliche Beginn unseres Vereins liegt etwas im Nebel der Geschichte für die Karateka, die heute im Verein trainieren und ihn präsentieren. Fakt ist aber, dass durch diese schnelle Arbeit von Raffael Platzer und seinen Freunden nicht nur unser Verein sondern im weiteren auch eine Reihe anderer gegründet wurde. Als Mitgründer des DDR - Karateverbandes und des Sächsischen Karatebundes, dessen Vorsitzender Raffael Platzer lange Jahre war, prägte der erste sächsische Danträger des Wado Ryu Karate, die Entwicklung dieser Kampfkunst maßgeblich mit.

Ostern 2014: Man sieht, Teruo Kono ist prägend.
Zum Jubiläum konnten wir also Freunde aus mehreren Vereinen begrüßen. Stellvertretend seien genannt Evelyn Leppich von HATO Dresden e.V., Uwe Weickert vom PSV Dresden e.V., Frank Bormann von Okinawa Dresden e.V., Jörg Dietrich von Ohtsuka Radebeul e.V., Alexander Schulze von Karate Wadu Ryu Meißen e.V.  Es gab einmal Zeiten, da sahen wir uns jeden Monat einmal zu einem Wochenendlehrgang, meist in Dresden. Wir begrüßten zum Beispiel Meister wie Rob Zwartjes, Peter Wirbeleit, Peter Mixa und vor allem Sensei Teruo Kono, den von allen verehrten Meister aus Hamburg an der Elbe, was natürlich verbindet. Mit seiner Osterlehrgangsaktion legte Raffael auch dafür den Grundstein.


Inzwischen ist es um das Karate etwas ruhiger geworden, in den Neunzigern war dieser Kampfsport ein richtiger Boom und viele wollten es wohl manch bekanntem Kampfkunstschauspieler nachmachen, bevor dann der eigene ernsthafte "Weg zum Schwarzgurt" begann. Heute nun trainieren eine ganze Reihe von Karateka in Sachsen den "Weg des Schwarzgurtes" und damit auf den Spuren von Hanshi Teruo Kono* (8. Dan), begleitet von Dr. Elke von Oehsen (7. Dan), Peter Mixa (7. Dan), Werner Buddrus (6. Dan). Alle drei waren am 13. September 2014 unsere Gäste, wobei wir den Dr. Jürgen Fabian (5. Dan) nicht vergessen wollen, der aus Koblenz nach Elbflorenz reiste.

Wenn Gäste zum Geburtstag kommen, bringen sie meist etwas mit. Elke, Peter, Werner und Jürgen erfüllten uns den Wunsch, einen knapp fünfstündigen Lehrgang rund um die Kata CHINTO zu gestalten.**


Das machten Sie natürlich ganz hervorragend. Warum die Chinto? Nun, die Schwarzgurte tun gut daran, diese Kata aus dem Programm zum 1. Kyu und zum 1. Dan immer mal wieder zu wiederholen, schließlich müssen die Trainer unter diesen den künftigen Schwarzgurten hier zur Seite stehen. Für die Freundinnen und Freunde, welche sich noch auf dem Weg zum Schwartzgurt befinden, ist die Kata schwierig und anspruchsvoll und doch nicht allzu weit weg, als das man sie nicht üben und schon mal lernen könnte. Unser aktueller Dananwärter Steffen erklärte dann diesen Lehrgang zur besten Prüfungsvorbereitung, die er sich nur wünschen konnte.Die Kata als solche, der Ablauf in Sequenzen bis zum Gesamtdurchlauf (Elke) Übungen zum Bunkai unter Beachtung vitaler Punkte (Werner), Aspekte der Selbstverteidigung (Peter) und das spezielle Training einzelner Bestandtteile und Techniken (Jürgen) waren Inhalt der Trainingseinheiten. Für Kaffee und Getränke, Brötchen und Würstchen wurde gesorgt.

In der Mittagspause gab es für Marie-Luise, Dominik, Nathalie, Edgar, Mark und Leonhard ihren ganz persönlichen Höhepunkt, denn sie bestanden ihr nächste Gürtelprüfung unter den strengen Augen von Frank und Eric. Wir gratulieren euch herzlich und wünschen weiter viel Spaß und Erfolg. Trainer Torsten ist sichtlich stolz auf seine Bande.


Das habe ich auch so zum ersten Mal erlebt: Nicht nur, dass sich  Elke, Peter, Werner auf den Weg vom hohen Norden nach Dresden machten, sie brachten auch noch gewichtige Geschenke mit. Das "Blaue" Buch zum Sanbon - Kumite, welches sie vor einigen Jahren erstmals verlegten. Für jeden der Lehrgangsteilnehmer eins. Dazu möchte ich noch bemerken, dass dieses Buch nicht nur dem Schüler sondern auch dem Trainer hilft, nicht nur das Sanbon - Kumite zu verstehen, sondern auch in den verschiedenen Anwendungen, zum Beispiel in Selbstverteidigungssituationen zu üben. Ganz vielen lieben Dank für das Geschenk, es ist nicht nur wertvoll sondern auch rundrum nützlich.

Abends dann in das Restaurant Café Brühlscher Garten & Kanonenhof. Die Vereinsmitglieder feiern mit Verwandten und Freunden das Jubiläum mit einem zünftigen Grillbuffet. Unser erster Vorsitzender Frank Kulus eröffnete die Feier und vergaß auch einen kurzen geschichtlichen Exkurs und den langjährigen Vorsitzenden Raffael Platzer nicht, welcher natürlich ebenfalls zugegen war. Überall fanden sich immer wieder neue Gruppen zusammen und schwatzten und lachten über alte und aktuelle Zeiten. Die "Hatorianer" beschenkten unseren Verein dann mit der schönsten Fahne***, die man sich denken kann. Der Entwurf aber stammt von Silly, die sich dabei wieder einmal besonders kreativ zeigte.

Eine kleine Bildershow lies Rückblicke zu bis dann gegen 23:00 Uhr der Höhepunkt begann, die Feuershow von 360oEvent. Danke Ingo, die Idee war nicht nur feurig, sie war richtig Spitze. Die große feurige 25 erinnerte uns an den Grund dieser Feier, zu der ich nun noch sagen muss, dass sie, wenn man das offizielle Gründungsdatum nimmt, noch nicht so hätte stattfinden dürfen. Allerdings erzählte ich ja weiter oben von den Anfängen und so, da kann man dem Raffael Platzer durchaus glauben, hätten wir auch 30 Jahre feiern können.




Karate Wadokai Dresden e.V.: Ein Verein, der sich durch Höhen und Tiefen bewegte, mit Wettkampferfolgen, groß angelegten Zeltlagern, Lehrgangsreisenden mit sommerlichen Frankreichambitionen, mit großen Zielen und viel Arbeit, die wir nicht vor uns herschieben sollten:
Nicht nur mit den Trainern und Freunden, die am Wochenende dabei waren, werden wir unsere Ziele erreichen.

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Mit dem Blick auf die Waldschlößchenbrücke begrüßten wir am Freitag Abend unsere Stilrichtungstrainer Elke, Peter, Werner und Jürgen, nicht zu vergessen André Jätzschmann, der die Fahnenübergabe leitete, in der Waldschlößchen - Brauerei. Auch Angela (liebvoll als "Taffi" in Erinnerung) war dabei, ebenso die Hatorianer Evi, Mario und Lars.Verabschiedet haben wir die Trainer am Sonntag Morgen beim Brunch (Rauschenbach Brunch) im Schatten der Kreuzkirche.

Lassen wir Elke von Oehsen noch einmal zu Wort kommen:


Der Ursprung dieses "... Vereinsjubiläum, ... ist gleichzeitig der Beginn des Zusammenwachsens des Wado-Ryu-Karate in Ost und West.
Wir Trainer wünschen euch hier in Sachsen, dass ihr auch in Zukunft so eng und so vertrauensvoll zusammen arbeitet wie ihr das in der Vergangenheit praktiziert habt. Bleibt weiter so aktiv und engagiert und schafft auf den Lehrgängen hier eine so tolle Atmosphäre mit eurer besonderen sächsischen Art.

Ein berühmter Spruch im Karate heißt: "Karate no shugyo wa issho dearu" oder "Karate üben heißt, es ein Leben lang zu tun". Jeder mag für sich entscheiden, ob dieses Motto erstrebenswert oder eine Drohung ist." 


Wenn eine kleine bunte Truppe solche Freunde und Trainer hat, dann ist dieses Motto ein erstrebenswertes.

Euer Uwe Rennicke

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Nicht vergessen wollen wir hier, dass dies natürlich auch Freunde der Vereine Ohtsuka Radebeul und Okinawa Dresden tun, die den Schritt zur Stilrichtung Wadokai (Kono - Stil) nicht taten. Schön, wenn letztlich die ersten Jahre immer noch verbindend wirken.
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Da wir uns meist auf Bundeslehrgängen "herumdrücken" mussten wir die leicht verschütteten Kenntnisse zum Thema "Wie ziehe ich einen Lehrgang auf?" wieder hervorkramen.
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Das Gestell für die Flaggenpräsentation war auch ein durchaus bemerkenswertes Produkt einiger Gesellen.
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5 Kommentare:

  1. Danke Uwe, eine sehr schöne Zusammenfassung. Leider kann man die Stimmung und Herzlichkeit so nicht richtig wiedergeben, das muss man selber erleben. Danke für dieses schöne Jubiläum. Ein besonderes Dankeschön auch noch mal an die Gasttrainer für das großzügige Geschenk an alle Lehrgangsteilnehmer. Ich werde das Buch in Ehren halten. liebe Grüße aus Frankfurt Taffi

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    1. Lieb von dir. Schön, dass du dabei warst und noch schöner, wenn du selbst solchen Spaß daran hattest.

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  2. Der Bericht rundet das Jubiläum so richtig schön ab. Danke.
    Frank (Kuli)

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  3. Hallo Uwe, das hast du richtig schön geschrieben. Super Bericht, super Fotos, super Erinnerungen, super Jubiläum, super Lehrgang, super Feier
    Riesengroßes Danke von Evi

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    1. Dann haben wir wohl etwas richtig gemacht, liebe Evi. Wir hatten ja eine gute Vorlage durch euch.

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