Wadokaier feiern ihren Verein
Nachdem unser 30jähriges Vereinsjubiläum coronabedingt ausfallen mußte, haben wir dieses Ereignis nun nachholen können. Wir luden zum 30+x-jähriges Bestehen von Wadokai Dresden in die Landeshauptstadt zum Training und Feiern ein.
Der Lehrgang stand unter dem Motto „Modernes Wado Ryu und seine Wurzeln im alten japanischen Budo“ und wurde durch Jürgen Buchwald, André Jätzschmann und dem Verfasser geleitet.
Feiner kleiner Lehrgang (© UR) |
Mit Jürgen hatten wir nicht nur einen erfahrenen Wado-Karateka (auch er war Schüler von Kono Sensei), sondern auch einen echten Fachmann für die alte Kampfkunst des Shindo Yoshin Ryu gewinnen können. Genauer gesagt: Jürgen betreibt Takamura Ha Shindo Yoshin Ryu (TSYR) , das zu den Koryu, also den alten japanischen Kampfschulen gehört, die sich vor 1868 gegründet haben. In dieser Kampfkunst besitzt er die zweite von nur drei Lehrberechtigungen und ist ein herausragender Praktiker und Lehrer.
Bekanntlich hatte unser Stilgründer Hironori Otsuka vor dem Kennenlernen des okinawanischen Karate Shindo Yoshin Ryu gelernt und Prinzipien und Techniken dieser Schule seinem Wado Ryu Karate zu Grunde gelegt. Wado ist historisch betrachtet daher eine Kampfkunst der Samurai, da sie aus dem Schwertkampf abgeleitet ist. Infolgedessen gibt es dazu die Vorstellung, man solle sich im Karate seine Hände und Füße als Schwert vorstellen.
Otsuka hatte mit der Mischform zwischen okinawanischem Karate und japanischem Jujtusu eine neue Kampfkunst erschaffen. Er entfernte Prinzipien aus dem Okinawa Karate und setzte die Kernprinzipien und die Kampftheorie der klassischen Kampfkunst des Shindo Yoshin Ryu ein.
connected, connected... Die verbundenen (leeren) Hände (© UR) |
An Hand ausgewählter Übungen demonstrierte Jürgen die Grundprinzipien seiner Kampfkunst, die sich auch im Wado-Karate wiederfinden: Er hob u. a. die Bedeutung von Körperstruktur, von Kuzushi (Gleichgewichtsbrechung) und Sente (Initiative) hervor. Dabei veranschaulichte er seine Ausführungen auch mal mit dem Bokken in verschiedenen Partner-Kata. Frank, der sich seit einigen Jahren ebenfalls im TSYR übt und bereits die erste Lehrlizenz erhalten hat, erwies sich dabei als geduldiger Partner und ließ sich geduldig schlagen, hebeln und auch werfen.
Zuschauer wie auch erfahrene Karateka konnten manchmal ihr Staunen nicht zurückhalten, mit welcher Leichtigkeit dabei ein Partner zu Fall gebracht werden konnte, der Angriff ins Leere lief oder die eigene Energie gegen einen selbst verwendet wurde, wenn Technik, Prinzipien und Einstellung (Kakugo, die geistige Bereitschaft) stimmen - jeder konnte das auf eigenen Wunsch am eigenen Leib erfahren.
Trainingsepisoden (© UR) |
Im Karateteil fand sich hierzu die perfekte Ergänzung: Mittels Kihon-Kumite, Oyo-Kumite und Tanto Dori wurden die Verbindungen zwischen historischer Kampfkunst und heutigem Karate demonstriert.
Die im Zentrum des Wado-Karate stehenden Kihon Kumite hatte Otsuka Sensei unter Einbehaltung der Prinzipien aus den 305 Kata des SYR entwickelt. Hier finden sich die Konzepte, Prinzipien und Techniken des Wado Ryu in konzentrierter Form und damit auch das Verbindende von Shindo Yoshin Ryu und Wado Ryu.
Anhand der Grundprinzipien von Nagasu („fließen lassen“) , Inasu („umlenken“) und Noru („reingehen“ oder „mitgehen“) wurde die Axiome trainiert, die subtile und dabei effektive Techniken und Übungen im Karate zulassen. Großer Wert wurde dabei auf das Wahren der Körperstruktur (Chushin Tadasu), auf Flexibilität und Sente gelegt, so daß sich bei richtiger Ausführung, Bewegungsfluß und der richtigen Abstimmung von Entspannung und Kime gutes und korrektes Karate entwickeln kann.
Darüber hinaus wurde die Aufmerksamkeit auf Kansetu (Verriegelung der Gelenke) und Kuzushi genauso wie auf Irimi (geradliniges Hineingehen in die Technik) und Atemi (Schlag auf vitalen Punkt) gelenkt.
TSYR vs. Wado-Ryu (©UR) rechts - Danprogramm für Weißgurte - ganz hohe Schule 😉 |
Der Lehrgang bot eine herausragende Möglichkeit und einmalige Gelegenheit, einen unverstellten Blick in die Vergangenheit der alten Kampfschulen Japans von vor 150 Jahren sowie in die Gegenwart des Karate zu werfen!
Die anschließende Feier fand im (gut temperierten – keiner mußte frieren!) „Feldschlösschen Stammhaus” mit einem delikaten „Sächsischen Büfett“ statt.
Feldschlösschen Stammhaus - Wadokaier beim Feiern (© UR) |
Wir freuten uns sehr, daß mit Hato, PSV und Meißen auch unsere befreundeten Vereine mit trainierten und mitfeierten. Auch die (ohne Frage verdienten) Geschenke entzückten uns sehr!
Wie philosophiert es sich so schön: „Karate üben heißt, es ein Leben lang zu tun“. Und genauso wird es weitergehen...
EK
Es ist echt ein Verlust und schade, dass ich daran noch nicht teilnehmen konnte. Ein so ausgewogenes Programm. Wenn ich an die TSYR-Wado-Lehrgänge in Berlin denke, und die waren auch alle sehr interessant, so wurde hier der Zusammenhang zwischen beiden besonders deutlich. Ich denke, wir hatten ein schönes Jubiläum.
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